Meldungen vom 2.12.2002


- Der Papst ruft zur Überwindung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auf -
- Der neue Primas der anglikanischen Kirche ist in sein Amt eingeführt worden -
- In Polen spitzt sich der Streit um den Verkündigungssender Radio Marija zu -


Verantwortlich: P. Eberhard v. Gemmingen SJ
Redaktion: Gabi Verbeek
Redaktionsschluss 16.00 Uhr

AUS UNSERER BERICHTERSTATTUNG:

Papst Johannes Paul II. ruft zur Überwindung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auf
Ausländer sollten in der Kirche nicht nur toleriert, sondern in ihrer Verschiedenheit akzeptiert werden. Dazu ruft Papst Johannes Paul II. in seiner Botschaft zum Welttag der Migranten und Flüchtlinge auf, die heute im Vatikan vorgestellt wurde. Die Gläubigen sollten sich um eine offene Mentalität bemühen, die gegen herrschende Tendenzen von Ausländerhass und Rassismus ankämpft, so das Kirchenoberhaupt. Die Gläubigen ruft der Papst auf, jede Form von Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und übertriebenem Nationalismus zu bekämpfen. Moderne
Migrationbewegungen haben dazu geführt, dass in den einzelnen Gemeinden häufig auch Ausländer am Leben der Pfarreien teilnehmen. Das muss eine Gelegenheit sein, sich durch die fremden Kulturen bereichern zu lassen, meint Johannes Paul II. So würde das Leben in der Kirche lebendiger, auch wenn die Aufnahme von Fremden und die Solidarität mit ihnen nicht von selbst kommen. Jeder Gläubige müsse an sich arbeiten, damit er sich von immer weiter verbreiteten, häufig verborgenen Formen der Ausländerfeindlichkeit distanziert. Der Präsident des Päpstlichen Migrantenrats, Kardinal Stephen Fumio Hamao, beklagte bei der Vorstellung der Papstbotschaft, dass sich das Klima für Migranten und Flüchtlinge seit dem 11. September verschlechtert hat. Grenzkontrollen seien verstärkt und Asylgesetze verschärft worden. Darüber hinaus wird Einwanderung immer mehr mit wachsender Kriminalität gleichgesetzt, warnte der Kardinal.

Der neue Primas der anglikanischen Kirche ist in sein Amt eingeführt worden

Die Kirche von England hat ein neues geistliches Oberhaupt – und zwar ein nicht unumstrittenenes. Rowan Williams wurde heute Mittag in der Sanit Paul´s Cathedral in London offiziell zum neuen Primas der anglikanischen Kirche bestimmt. Williams ist der 104. Leader bei den Anglikanern, und seine Wahl kommt in einer turbulenten Zeit. Vor allem zwei Themen-Komplexe sind es, die die Anglikaner in diesen Tagen beschäftigen: Frauen im Bischofsamt und homosexuelle Priester. Einzelheiten von Tobias Armbrüster:

„Rowan Williams sagte heute Mittag in der St. Pauls Cathedral in London, er fühle Demut angesichts des Vertrauens, das die Church of England ihm entgegenbringe. Das Vertrauen kommt aber nicht von allen Seiten. Vielen Anglikanern ist der Bischof aus Wales zu liberal. Und Rowan Williams kennt seine Gegner genau. Eines der brisantesten Themen, das zur Zeit in der Church of England diskutiert wird, ist die mögliche Ernennung von weiblichen Bischöfen. Gerade mal zehn Jahre ist es her, dass die Anglikaner Frauen zum Priesteramt zugelassen haben, und Williams hat immer klar gemacht, dass er Frauen auch ins Bischofsamt heben will. Am Wochenende sagte er in einem Interview, es könnte sein, dass die Church of England hier auf eine Spaltung zusteuere, aber wenn die konservativen Kräfte innerhalb der Kirche das wollten, müsse man das wohl in Kauf nehmen. Man könne diese Streitfrage nicht immer unter den Teppich kehren, und vor allem könne man nicht ewig mit Notlösungen leben. Noch immer gibt es Gemeinden in England, die Frauen am Altar grundsätzlich ablehnen. Für diese Gemeinden wurden so genannte „flying priests“ geschaffen, männliche Priester also, die je nach Bedarf von außen sozusagen eingeflogen werden. Rowan Williams sagte, er sehe keinen Bedenken, Frauen auch zu Bischöfen zu machen.“

In Polen spitzt sich der Streit um den Verkündigungssender Radio Marija zu
In Polen spitzt sich der Streit um den katholischen Sender Radio Marija weiter zu: Nach einem vernichtenden Fernsehbericht über den Leiter des Senders, Pater Tedeusz Rydzyk, melden sich Bischöfe und Politiker wechselweise zu Wort. Der vor einer Woche ausgestrahlte Fernsehfilm bezichtigt den Gründer von Radio Marija finanzieller Unregelmäßigkeiten und der Steuerhinterziehung. Finanzministerium und Rundfunkrat wollen die Vorwürfe nun prüfen. Der angegriffene Redemptoristenpater konterte in einem Telefoninterview mit seinem Sender: Er sei Opfer einer Rachekampagne wegen seines Vorhabens, auch einen Fernsehsender zu gründen. Pater Rydzyk hält sich zur Zeit in Lateinamerika auf, unerreichbar für andere Journalisten. Schärfer noch reagierten seine politischen Freunde in der Heimat: Die „Polnische Familienliga“ forderte die Absetzung des Fernsehchefs. Der Verband „Solidarnosc 80“ beklagte, mit dem Angriff auf den einflussreichen Sender solle den Menschen die freie Stimme des Volkes genommen werden. Eine von den Bischöfen mit dem Thema betraute Kommission sprach von einer besorgniserregenden Medienkampagne gegen kirchliche Personen und Einrichtungen. Allerdings hatten die Bischöfe Radio Marija in den vergangenen Jahren wiederholt dazu aufgefordert, parteipolitische Polemik zu unterlassen. Tatsächlich legt die internationale Familie von Radio Maria mit Sitz in Italien fest, dass die Mitglieder keine politische Agitation betreiben. Radio Marija Polen hat diese Statuten jedoch nie unterschrieben und ist deshalb nicht Mitglied von Radio Maria International.

Europäische Jahr der Menschen mit Behinderungen 2003
Das „Europäische Jahr der Menschen mit Behinderungen 2003“ ist heute in Brüssel eröffnet worden. Die EU-Kommission und Verbände von Betroffenen betonten zum Auftakt, Behinderte hätten die gleichen Rechte wie andere EU-Bürger. Veranstaltungen in ganz Europa sollen im kommenden Jahr auf die Lage Behinderter aufmerksam machen. Wenn Behörden so offiziell ihren guten Willen bekunden, kann dies aber leicht zum Feigenblatt werden, das die Wirklichkeit der Versorgung Behinderter verdeckt. Davor warnt der Leiter des Referats Behindertenseelsorge im Erzbistum Köln, Johannes Schmitz.

DIE NACHRICHTEN:

Vatikan

Der Papst hat am Vormittag den albanischen Staatspräsidenten Alfred Moisú empfangen. Bei der Audienz erbat Johannes Paul Gottes Segen für das Balkanland. Moisú ist der erste nicht-muslimische Präsident Albaniens. Er gehört der orthodoxen Kirche an. Dem Papst berichtete er vom Zusammenleben von Katholiken, Orthodoxen und Muslimen in seinem Land. Moisú ist zur Zeit auf politischem Besuch in Italien.

Europa

Deutschland
Die orthodoxe und die evangelische Kirche in Deutschland haben gemeinsame Regeln zur interkonfessionellen Hochzeit angekündigt. Der Vertrag dazu soll am Donnerstag von den Vorsitzenden der beiden Kirchen unterzeichnet werden. Die Handreichung über Ehen zwischen orthodoxen und evangelischen Christen sieht unter anderem vor, dass Geistliche beider Kirchen gemeinsam Trauungen vollziehen können.
Eine „weihnachtsmannfreie Zone“ – das ist der Vorschlag der Frankfurter Nikolaus-Initiative zum Advent. Zusammen mit der Kinderhilfe des Bonifatiuswerks legte die Initiative heute dazu einen Aufkleber vor: der zeigt einen Weihnachtsmann mit Bart und Mütze, überquert von einem Balken mit der Aufschrift „weihnachtsmannfreie Zone“. Der Bischof Nikolaus habe mit dem am Konsum orientierten Weihnachtsmann nichts zu tun, betonte die Initiative. Außerdem trage der Nikolaus keine Zipfelmütze sondern eine Mitra. Ob die Nikolaus-Verteidiger schon irgendein Kaufhaus für die Aktion gewinnen konnten, sagten sie allerdings nicht.
Der künftige Hamburger Erzbischof Werner Thissen sieht in der Zusammenarbeit der christlichen Kirchen einen Schwerpunkt seiner kommenden Arbeit. Die Einheit der Christen sei eine Hauptaufgabe der katholischen Kirche, sagte der bisherige Münsteraner Weihbischof heute in Hamburg. In seinem künftigen Erzbistum seien Christen und besonders Katholiken in der Minderheit. Dennoch erlebe er bei vielen der Kirche fern stehenden Menschen eine Sehnsucht nach Lebenssinn und Hoffnung. Um diese Menschen will sich der künftige Erzbischof verstärkt kümmern. Thissen kündigte außerdem an, er wolle mit seinen Seelsorgern darüber sprechen, welche kirchlichen Strukturen veraltet seien.

Österreich
Der neue Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser wird am 19. Januar in sein Amt eingeführt. Das gab heute Kothgassers Vorgänger Georg Eder bekannt. Der neue Erzbischof selbst kündigte an, er wolle seine in Innsbruck erprobte Linie in Salzburg fortsetzen: Ihm gehe es um eine Stärkung der Mitte in der Kirche. Denn in der sehr umfassenden katholischen Kirche sei es wichtig, dass die Mitte gewahrt und der Blick nach vorne gerichtet sei. Außerdem sagte Kothgasser, er wolle viel unter den Menschen präsent sein. Große Veränderungen werde es aber im ersten Jahr nicht geben.
Ein zwei Meter hohe Krippenhaus macht im Advent an verschiedenen Plätzen Wiens Station. Die Aktion ist eine Vorbereitung auf die große Wiener Stadtmission 2003. Jeden Samstag sprechen Prominente vor der Krippe über Gott und die Welt. Passanten können ihre Gebete und Anliegen auf Zettel schreiben und in die Krippe legen. Eine Sprecherin der Stadtmission sagte, die Aktion solle im Trubel der Adventzeit zum Nachdenken anregen.

Italien
Heute jährt sich die Verabschiedung der UNO-Konvention über Abschaffung der Sklaverei zum 53. Mal. Moderne Formen der Sklaverei sind aber auch im dritten Jahrtausend verbreitet. Nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen sehen sich jedes Jahr vier Millionen Menschen davon betroffen. Hunderttausende Frauen werden zur Prostitution gezwungen, und in mehr als 40 Ländern werden Kinder als Soldaten oder billige Arbeitskräfte missbraucht. Für die Sklaverei gibt es vor allem wirtschaftliche Gründe: So gilt Menschenhandel als wichtige Einkommensquelle der Organisierten Kriminalität.

Nahost

Israel
Zum ersten Mal in der Geschichte Israels wird der israelische Präsident mit Muslimen das traditionelle Fastenbrechen zum Ende des Ramadan feiern.
Mehrere Dutzend Vertreter islamischer Gemeinschaften folgten der Einladung zum festlichen Abendessen am Donnerstag bei Staatspräsident Moshe Katsav. Die Geste soll ein Zeichen der Versöhnlichkeit inmitten der angespannten Lage zwischen Israelis und Palästinensern sein - besonders bezeichnend dadurch, dass Katsav zu den orthodoxen jüdischen Politikern seines Landes gehört. Auch im Weißen Haus von Washington soll übrigens das Fastenbrechen wieder gefeiert werden. Dort hatte George W. Bush das muslimische Ritual nach dem 11. September eingeführt.

Saudi Arabien
Am Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan haben gestern mehr als zwei Millionen Gläubige in Mekka gebetet. Sie nahmen an der sogenannten Umrah, der kleinen Wallfahrt, teil. Die Umrah kann zu jeder Zeit des Jahres durchgeführt werden. Während des Fastenmonats hat sie jedoch die selbe Bedeutung wie die Hadsch, die große Wallfahrt.

Asien

Indien
Der christliche Glaube muss in Indien noch besser inkulturiert werden. Das meinte Vatikan-Botschafter Lorenzo Baldisseri kurz vor seinem Abschied von dem asiatischen Land gegenüber der Nachrichtenagentur "UCA-News". Er bewundere die tiefe Religiosität der Inder, sagte der Nuntius. Aber das Christentum müsse noch tiefer in der Mentalität des Volkes verwurzelt werden. Die Theologen rief er dabei zur Vorsicht auf: Es gehe in der Theologie mehr um eine Klärung der Glaubensweisheiten als darum, Neuigkeiten einzuführen.

Amerika

Vereinigte Staaten
Die Erzdiözese Boston erwägt eine Bankrotterklärung – das meldet die Tageszeitung „Boston Globe“. Nach den Missbrauchs-Skandalen sieht sich das Bistum mit Geldforderungen von rund 450 Opfern pädophiler Priester konfrontiert. Schon jetzt hat die Diskussion um die Insolvenzerklärung die laufenden Verfahren zum Erliegen gebracht. Die Opferanwälte forderten heute ein schnelle Klärung der Situation. Kirchliche Experten schätzen, dass auf die Erzdiözese Entschädigungsforderungen in der Höhe von bis zu 100 Millionen Dollar zukommen.
50 Franziskanerpatres haben gestern an der Grenze zu Mexiko für die Menschen gebetet, die bei Einwanderungsversuchen in die USA ums Leben gekommen sind. Die Zahl des Todesopfer in den vergangenen Jahren beläuft sich auf mindestens 2.000. Der Minoritenpater Francisco O`Conaire forderte die USA dazu auf, ihre „Politik des Todes“ an der mexikanischen Grenze zu beenden. Vor acht Jahren begann die amerikanische Regierung mit der Errichtung eines 23 Kilometer langen Zaunes zwischen San Diego in Kalifornien und der mexikanischen Provinz Tijuana. Die Barriere in der Wüste sollte die illegale Einwanderung von Tausenden Mexikanern beenden, die meist nachts und zu Fuß über die Grenze kamen.